GEO-Epoche:

Alexander der Große – Eroberer eines Weltreichs

Rezension von Mirko Gründer

Mit 25 Jahren hatte er ein Weltreich erobert und ein neues Zeitalter eingeleitet: Alexander der Große gilt als eine der prägendsten Gestalten der Weltgeschichte. GEO-Epoche widmet ihm eine ganze Ausgabe.

Er wird gern als der Größte unter den Großen der Weltgeschichte gesehen: Der Makedonenkönig Alexander, der mit 20 Jahren den Thron bestieg, das gigantische persische Weltreich niederwarf und bis an die Grenzen der damals bekannten Welt vorstieß. Bei seinem Tod im Alter von 33 Jahren herrschte er über eines der größten Reiche der Geschichte und hatte die Saat einer neuen Epoche gesät, den Hellenismus. Wohl kaum eine Gestalt der Geschichte hat Menschen von der Antike bis heute so fasziniert wie Alexander. Auch GEO-Epoche kann sich dem nicht entziehen.

Wie es sich für einen modernen Blickwinkel gehört, fließt dabei auch Kritisches ein. So weist Chefredakteur Michael Schafer schon im Impressum darauf hin, dass idealisierte Heldenverehrung in der Nachfolge von Droysens Alexanderbild nicht in seinem Sinne ist. Als Feldherr sei Alexander zwar fähig, aber auch geradezu vom Glück verfolgt gewesen, als Staatsmann hingegen unfähig und schwach, und als Mensch „außergewöhnlich verschlagen, hinterhältig, erbarmungslos“. Taugt so jemand zum Helden?

Genie? Visionär? Despot?

Auf 174 Seiten breitet GEO-Epoche in 14 Beiträgen die Biographie des Makedonen aus, von den Prägungen durch seinen dominanten Vater Philipp II. und den Universalgelehrten Aristoteles über die Feldzüge und großen Schlachten bis hin zu seinen Versuchen, sein unterworfenes Vielvölkerreich zu einer Einheit zusammenzuschmelzen – und ihrem Scheitern nach seinem Tod.

GEO-Epoche Nr. 63:
Alexander der Große – Eroberer eines Weltreichs

Gruner+Jahr 2013
174 Seiten
9,50 € (16,50 € inkl. DVD)

GEO-Epoche Nr. 63: “Alexander der Große - Eroberer eines Weltreichs”

(Bildnachweis: © Gruner+Jahr, mit freundlicher Genehmigung)

Dabei gelingt es, die Person des jungen Königs aus vielen Perspektiven zu beleuchten und ein ausgewogenes Bild von ihm zu zeichnen. Eine kohärente Deutung von Alexander und seinem Erbe unterbleibt oder bleibt vielmehr dem Leser selbst überlassen. Wer Alexander ein militärisches Genie, ein humanistischer Visionär, ein paranoider Despot? Die Offenheit im Urteil sollte man hier keineswegs als Mangel begreifen. Ein Charakter mit so breitem Aktionsradius, so tiefgreifender Wirkung und so langer Rezeptionsgeschichte muss wohl zwangsläufig vieldeutig bleiben.

Hier liegt wohl auch die größte Schwäche dieser Ausgabe von GEO-Epoche, die ansonsten eine souveräne, wie immer hervorragend illustrierte Einführung in Alexanders Leben bietet: Sie blendet Alexanders Nachleben aus. Ein Beitrag über die mehr als zwei Jahrtausende andauernde Heldenverehrung des Makedonen und seine Idealisierung von der Antike bis heute hätte das Heft hervorragend abgerundet. Denn ein Blick auf das Bild, das die Nachgeborenen von ihm zeichneten, erklärt seine schier übermenschliche Statur weit besser, als seine eigene Biographie es vermag.

Fazit:

Ein solides GEO-Epoche-Heft, das einen hervorragenden Einstieg in die Biographie einer der vielschichtigsten und wirkmächtigsten Figuren der Weltgeschichte gibt, aber ohne besonderes Highlight bleibt.

Inhalt:

  • 336-323 v. Chr.: Der Größte aller Makedonen
    Schon die Zeitgenossen sind – im Guten wie im Schlechten – überwältigt von den Taten Alexanders
  • 359-336 v. Chr.: Aufstieg
    König Philipp II. schafft die Machtbasis für die Welteroberung durch seinen Sohn
  • 384-322 v. Chr.: Aristoteles
    Der Lehrer des makedonischen Prinzen ist der bedeutendste Wissenschaftler der Antike
  • 336 v. Chr.: Philipps Tod
    Lässt Alexander seinen Vater ermorden, um selber endlich König zu werden?
  • 333 v. Chr.: Schlacht bei Issos
    In Kleinasien steht der Makedonenherrscher zum ersten Mal dem persischen Großkönig gegenüber
  • 332 v. Chr.: Belagerung von Tyros
    Mit modernster Kriegstechnik erobern die Makedonen die phönizische Hafenstadt
  • 331 v. Chr.: Babylon
    Bei seinem Einzug bejubeln die Babylonier den Eroberer als Triumphator und neuen Herrscher
  • 330-327 v. Chr.: Unterwerfung
    Weiter und weiter zieht Alexander Richtung Osten und gebärdet sich nun als orientalischer Despot
  • 329 v. Chr.: Alexandria Eschate
    Mindestens ein Dutzend Städte lässt der Makedone errichten. Die entfernteste jenseits des Hindukusch
  • 327-325 v. Chr.: Am Ende der Welt
    In Indien verweigern Alexanders Soldaten ihm erstmals den Gehorsam – er muss umkehren
  • 325 v. Chr.: Todesmarsch
    Für seinen Rückzug nach Westen wählt der Feldherr den Weg durch eine lebensfeindliche Wüste
  • 323 v. Chr.: Das letzte Jahr
    Nach Ende des Feldzugs plant Alexander weitere Expeditionen. Doch dann bricht er zusammen
  • 323-272 v. Chr.: Diadochenkämpfe
    Als der Monarch stirbt, zerbirst sein Imperium im Streit seiner einstigen Gefährten
  • Hellenismus: Die Zeit danach
    Der Historiker Burkhard Meißner über die Epoche von Alexanders Erben

» Mehr Infos auf der offiziellen Website von GEO-Epoche